Samstag, 31. Mai 2014

Graffiti

In den letzten Tagen geistern immer mehr Photos von Anti-Worldcup-Graffiti durchs Netz. Am besten finde ich dieses:  


by: Paulo Ito / Flickr Creative Commons

Bilderstrecken gibts hier und hier. Und ein Video mit ein paar Stimmen aus der Bewegung.

Freitag, 30. Mai 2014

Panini

Überragend: dieser "Werbespot" für das "Brasilien 2014 - Paniniheft"










Sicherheit und Ordnung




Ein Aspekt moderner, globaler Sportevents ist ein massiver Einsatz von Sicherheitskräften. Neben Polizei und privaten Sicherheitsdiensten wird hierbei auch gerne auf das Militär zurückgegriffen. Über die Sommerspiele 2012 in London hieß es beispielsweise, sie seien mit der größten Mobilisierung von Militär- und Sicherheitskräften seit dem zweiten Weltkrieg einhergegangen und in Sochi wurden anlässlich der Winterspiele in diesem Jahr rund 40.000 Polizisten und Militärs eingesetzt, um die Stadt in einem Radius von 60 Km hermetisch abzuriegeln.

Diese enormen Aufgebote wird die Weltmeisterschaft in Brasilien noch in den Schatten stellen: 160.000 Sicherheitkräfte sollen in den vier Wochen im Einsatz sein.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Weihnachten 2014 TM

Ein amüsantes Detail am Rande: die FIFA hat sich ja eine umfassende Liste an Begriffen  -  "Copa do Mundo de 2014", "Copa do Mundo da FIFA Brasil 2014" oder auch einfach nur "Copa" - für ihr Weltmeisterschaftsmarketing schützen lassen. Zusätzlich dazu sind aber auch die Namen der Austragungsorte geschützte Marken, wie "Rio de Janeiro 2014" oder "São Paulo 2014". Nun ist einer der Austragungorte die Stadt Natal im Nordosten Brasiliens. Folglich ist der FIFA das Trademark "Natal 2014" gesichert. Und da Natal das Portugisische Wort für Weihnachten ist, besitzt die FIFA bis Ende des Jahres in Brasilien die Vermarktungsrechte an "Weihnachten 2014" [1]


[1] World Cup 2014: at the Brazil finals a goggle-eyed man will be king (Guardian)



Im Dienste der Politik

Ganz nach dem großen Vorbild Pele lässt sich Ronaldo in seiner Funktion als WM-Botschafter von der Politik einspannen. Hinsichtlich der Verzögerten Fertigstellung von Stadien und Infrastruktur äußert er:
Die Menschen sollten verstehen: Es liegt an der Regierung. Die Regierung, die sie selbst gewählt haben. Es hat nichts mit Fußball oder der Weltmeisterschaft zu tun. [1]
Nicht nur, dass das nach einem Hinweiß klingt, diese Regierung bei den Wahlen im Herbst nicht wieder zu wählen, es diffamiert auch die Motive der Proteste gegen die Weltmeisterschaft: nicht der organisatorische Misserfolg wird kritisiert, sondern die Tatsache, dass überhaupt derart gigantische Mengen öffentlichen Geldes für ein Prestigeprojekt aufgewendet werden.

[1] Auch solche Aussagen werden von der hisigen Presse unreflektiert wieder-gegeben. Aber auch diese Zeitung ist eben scheiße.



Mittwoch, 28. Mai 2014

Keine Bild zur WM

Zum anstehenden Auftakt der Weltmeisterschaft versorgt uns die Bild-Zeitung am 6. Juni wiedermal mit einer Gratis-Sonderausgabe. Jeder Haushalt bekommt kostenlos ein Exemplar zugestellt. Ungefragt, versteht sich. Mehr Details und eine einfache Anleitung wie man dem Springerverlag die Zustellung in den eigenen Briefkasten untersagen kann gibts im Bildblog.


P.S.: ich bekomme keine. Hat beim letzten Mal gut funktioniert und wird wohl auch dieses mal klappen.




Gute Stimmung

Eine sehr schöne Formulierung für die Erwartung, dass die Berichterstattung über die Weltmeisterschaft von ARD und ZDF nicht allzu kritisch ausfallen wird, sobald der Ball einmal rollt habe ich im Forum von 11 Freunden gelesen:

Und Partys [1], für die man sich teuer eingerichtet hat, sprengt man nicht selbst, indem man den Leuten zwischen den Häppchen sagt: "Das schmeckt alles prima und macht satt. Aber passt auf, da könnten Glasscherben in der Leberpastete stecken – und für den Kaviar ging woanders jemand über Laichen. Zumindest manchmal."

Ob eine kritische Berichterstattung überhaupt möglich ist, wenn die Hoheit über die Bilder von den Spielen  in den Händen einer Produktionsgesellschaft liegt, die im Auftrag der FIFA exklusiv die Übertragungen produziert ist darüberhinaus fraglich. Wenn die ganze Welt ein homogenisiertes Format - dieselben Bilder für 250 TV-Sender weltweit - vorgesetzt bekommt, dann wird - zumindest während der Spiele - nicht gezeigt, was nicht in die schöne FIFA-Fußballwelt passt.



[1] die Party kostet zwischen 150 und 180 Mio Euro.

Dienstag, 27. Mai 2014

Neue Proteste III

Der Protest findet seine Bühne.

Nachtrag:

Da der Spiegel den Fokus gewohnheitsgemäß auf hübsche Photostrecken legt sei noch dieser Artikel nachgereicht, damit nicht nur ein paar Agenturphotos überliefert bleiben.

Meta-Berichterstattung

Die Universität Erfurt hat in einer Studie über die deutsche Auslandsbericht-erstattung über Brasilien festgestellt, dass in der deutschen Presse in den letzten Jahren ein einseitiges Bild von Brasilien gezeichnet worden ist. Wirtschaftliche Themen wurden überproportional wiedergegeben, während innenpolitische und soziale Aspekte weitgehen unbeachtet geblieben sind.
Deutschen Bürgern fehlen auf diese Weise oft wichtige und kritische politische Hintergründe.
Die Autoren begründen damit die hiesige Verwunderung darüber, dass in Brasilien im Hinblick auf die Weltmeisterschaft nicht nur gute Stimmung herrscht.





Geldkarussell

Im Bezug auf die Fußball-Weltmeisterschaft wird gerne geschrieben, sie sei eine Gelddruckmaschine. Und dass sie für die Gastgeberländer einen immensen finanziellen Aufwand bedeutet. Die Graphik zeigt für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika die Bilanz der FIFA, des Organisationskommites in Südafrika (OK) und die Kosten für die sechs Stadien, die für die Weltmeisterschaft neu errichtet worden sind. Alle Beträge sind in USD angegeben.


[1-7]    tom, CC by 4.0


Der Gewinner der Geldverteilung ist - wenig überraschend - die FIFA.

Montag, 26. Mai 2014

Verschiedene Perspektiven



Knapp drei Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft ist die Berichterstattung noch vom ein oder anderen kritischen Ton geprägt. Da vorerst nicht viel mehr zu kommentieren ist, als die Frage welche Spieler von welchen Wehwehchen geplagt sind, wird allenthalben die  Frage aufgeworfen, ob die Austragung der WM in Brasilien wirklich eine gute Idee ist.  Mehr noch als die Meinungen gehen dabei die Perspektiven der Kommentatoren auseinander. Ein Beispiel dafür ist die neu errichtete Arena da Amazônia in Manaus. England wird hier sein erstes Gruppenspiel austragen und auf der Insel zeigtman sich empört:  in der großen Hitze des Tropischen Klimas sei es nicht zumutbar ein Fußballspiel auszutragen und OttmarHitzfeld sekundiert die Austragung mitten im Amazonasgebiet sei unverantwortlich. 

So kann man die Sache natürlich bewerten. Ebenso könnte man feststellen, dass hier unter enormer Aufwendung öffentlicher Mittel  (ca.206.000.000 €) ein völlig nutzloses Station aus dem Boden gestampft worden ist, dessen Nutzung über die vier angesetzten Gruppenspiele der WM hinaus fraglich ist. Der größte lokale Verein São Raimundo Esporte Clube spielt nur in der dritthöchsten brasilianischen Spielklasse und empfängt zu seinen Heimspielen im Schnitt nur etwa 500 Zuschauer. Eine „Touristenattraktion“ soll das Bauwerk  nach Ablauf seiner Zeit als Fußballstadion – also ab dem 23. Juni 2014 – nach Vorstellung der Lokalregierung werden. Eine recht kostspielige ist man geneigt hinzuzufügen.

Natürlich könnte man auch die offensichtlich zu geringenSicherheitsstandards beim Bau des Stadions kritisieren, die zu insgesamt vier Todesfällen auf der Baustelle geführt haben.

Oder man stellt das Nörgeln ein und betrachtet das Projekt wie seine Erbauer (gmp) als die großartige Vision des Stadions im Dschungel. Ganz im Sinne Fitzcarraldos. Aber dieses Projekt ist ja seinerzeit auch entglitten.

Freitag, 23. Mai 2014

Neue Proteste II

Rund drei Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft scheint sich die Gegenbewegung in Brasilien wieder zu formieren: In São Paulo und 17 anderen Städten demonstrierten gestern einige tausend gegen die immensen Kosten der WM. 

Dabei fällt im Vergleich zu den Protesten im letzten Jahr auf, dass sich die politischen Ziele  - wohl auch vor dem Hintergrund der im Oktober anstehenden Wahlen - konkretisiert haben: maßgebliches Anliegen sind Wohnungsnot und die Stadtentwicklung die im Vorfeld der WM forciert wurde, die an den Bedürfnissen des Großteils der Bevölkerung vorbeigeht.

Die Politik versucht mit Versprechungen zu beschwichtigen:


Brazil's President Dilma Rousseff has promised the squatters low-cost government housing to resolve the dispute. 

Wo letztlich die priorität liegt wird im Nachsatz deutlich:

But her government has warned that it will call in troops if necessary to prevent protests disrupting the soccer games.

Im Klartext: The games must go on!


Donnerstag, 22. Mai 2014

United Passions



Pünktlich zur Weltmeisterschaft läuft in Cannes der Film "United Passions" an, der die Geschichte der FIFA nachzeichnet. Das nötige Kleingeld zur Finanzierung der Aufwändigen Besetzung (Gérard Depardieu, Sam Neill, Tim Roth) steuert die FIFA selbst bei: vom rund 23 Mio € betragenden Etat stammen knapp 20 Mio € aus der gut gefüllten Kasse des Weltverbandes. 
Damit ist dieses kitschige Propagandastück rund zehnmal so teuer wie der Jahresetat des "Football for hope"-Projekts mit dem sich die FIFA gerne zur Wohltätigkeitsorganisation stilisiert.


Mittwoch, 21. Mai 2014

Zwangsräumungen & soziale Verantwortung



Die FIFA stilisiert sich und ihre WM ja gerne zur sozialen Institution. Mit bunten Kampagnen wird an einem Image gearbeitet, dass den globalen Fußball zur Weltverbesserungsinstitution erhebt. Das ganze trägt dann so schöne Namen wie "Footballfor hope" und soll demonstrieren, dass man Verantwortung übernimmt. Dass der Etat dieses Programm mit 3,1 Mio USD nur etwa ein Promille des erwarteten Gewinns der anstehenden WM beträgt, muss ja nicht unbedingt an die große Glocke gehangen werden.
Ob allerdings die Opfer der im Vorfeld der Weltmeisterschaft durchgeführten Zwangsumsiedlungen - es handelt sich dabei überwiegend um sozialschwache Bewohner der Stadion-nahen Favelas - von derlei Programmen profitieren werden, dass darf dann doch bezweifelt werden. Wie vor vier Jahren in Südafrika wurden scheinbar zehntausende gegen ihren Willen über Nacht aus ihren Häusern vertrieben um anschließend in Barackensiedlungen weit abseits ihres ursprünglichen sozialen Umfeldes interniert zu werden. Das dabei vor allem - ähnlich der im Rahmen der OlympischenSpiele 2012 in London durchgeführten Gentrifizierung - eine gezielte Stadtentwicklung für die besser gestellten Schichten vorangetrieben wird, ist im Bericht von Amnesty International dargelegt.
Die Auffassung, dass die Austragung der Weltmeisterschaft für die Bevölkerung Brasiliens eine großartige Entwicklungsmöglichkeit darstellt, wird angesichts dieser Vorgänge endgültig zur Farce und das sogenannte soziale Engagement der FIFA zu dem was es wirklich ist: eine PR-Kampagne zur Imagepolitur.


P.S.: bizarrerweise gibt es tatsächlich Medien in Deutschland, die diese FIFA-Propagange unreflektiert wiedergeben. Aber das dieses Magazin ziemlicher Müll ist, dass ist ja nicht neu.

Dienstag, 20. Mai 2014

Neue Proteste - WM-kritischer Aktionstag




Die Brasilianer tun wieder das Undenkbare: siestellen die Weltmeisterschaft in Frage. Warum sie das tun, dazu äußert sich in diesem Interview einer der Aktivisten. Der scheint eine ganz gute Vorstellung davon zu haben, worum es bei dieser sogenannten "WM fürs Volk" wirklich geht.
Wer sich übrigens einen Überblick über den bisherigen Verlauf der Proteste in Brasilien seit letztem Jahr verschaffen möchte, dem sei dieser Wiki empfohlen.