Freitag, 30. Mai 2014

Sicherheit und Ordnung




Ein Aspekt moderner, globaler Sportevents ist ein massiver Einsatz von Sicherheitskräften. Neben Polizei und privaten Sicherheitsdiensten wird hierbei auch gerne auf das Militär zurückgegriffen. Über die Sommerspiele 2012 in London hieß es beispielsweise, sie seien mit der größten Mobilisierung von Militär- und Sicherheitskräften seit dem zweiten Weltkrieg einhergegangen und in Sochi wurden anlässlich der Winterspiele in diesem Jahr rund 40.000 Polizisten und Militärs eingesetzt, um die Stadt in einem Radius von 60 Km hermetisch abzuriegeln.

Diese enormen Aufgebote wird die Weltmeisterschaft in Brasilien noch in den Schatten stellen: 160.000 Sicherheitkräfte sollen in den vier Wochen im Einsatz sein.
Neben der Polizei sollen laut Verteidigungsministerium 57.000 Soldaten aus Heer, Marine und Luftwaffe bereitstehen. Die Kosten dafür belaufen sich rund 236 Mio USD.

Neben der regulären Polizei, dem Militär und privaten Sicherheitsdiensten existiert zusätzlich die sogenannte „Unidadede Polícia Pacificadora“, eine Polizeieinheit, die die Favelas von Rio de Janeiro befrieden soll und deren Einsatz lange vor dem ersten Spiel begonnen hat. Die 2008 installierte Einheit, die Teil der Militärpolizei ist, soll die öffentlich Sicherheit während der Weltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen 2016 aufrechterhalten. Dazu werden systematisch Favelas gestürmt und besetzt - als wichtigstes Ziel wird die Vertreibung krimineller Organisationen genannt. Das Programm hat bis heute zur Besetzung von rund 40 Favelas geführt, in denen rund 1,5 Mio Menschen leben.

Besonders die ersten Erstürmungen, wie die der Favela Complexo do Alemão im November 2010, waren von einem sehr gewalttätigem Vorgehen seitens der Sicherheitskräfte geprägt: 37 Personen wurden getötet, darunter nicht nur Anhänger krimineller Strukturen. Das es sich hierbei um kalkulierte Kollateralschäden handelt, legt die Äußerungdes Staatssekretärs für Sicherheit des Bundesstaats Rio de Janeiro vor der Aktion nahe:
Die Befriedung des Complexo do Alemão wird vielleicht mehr den Schlachten im irakischen Falludscha ähneln, als einer konventionellen Polizeiaktion.


Seit der Intensivierung der Aktionen wird immer wieder von Folter und Ermordung durch die Einheiten berichtet. Die Anzahl der Todesopfer in Konflikten mit der Polizei sei von 2013 auf 2014 um 69% gestiegen. Gleichzeitig wird von einem nachhaltigen Nutzen dieser „Säuberungen“ nicht mehr ausgegangen. Die Banden würden aus den Bezirken, die im Hinblick auf Weltmeisterschaft und Olympische Spiele (touristisch) relevant sind vertrieben und siedelten sich an anderer Stelle wieder an.

Was bleibt ist eine Bevölkerung, die in Angst vor den eigenen Behörden lebt: 80%der Brasilianer geben an, Angst vor Übergriffen und Folter durch Polizeikräfte zu haben, weltweit sind es „nur“ 44 %.

1 Kommentar:

  1. Wie sind die Daten zu der Angst der Deutschen vor ihren "Ordnungskräften"?

    Zum Glück gibts bei uns™ ja keine Folter, sondern nur "außergewöhnliche Verhörpraxis" oder "intensive kontrollierte Erlebnisse". ^^

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