Die in zehn Tagen beginnende Weltmeisterschaft ist für die FIFA
für den Moment wohl nicht die wichtigste Baustelle. Die notwendigsten Projekte
in Brasilien werden wohl - mehr oder weniger - kurz vor Schluss noch
abgeschlossen werden und für denn Fall, dass doch noch etwas schief läuft hat
man sich für 900 Mio. USD
gegen den Ausfall oder einen verspäteten Beginn des Turniers versichert.
Das Thema WM 2022 in Katar hingegen kommt nicht zur Ruhe: dass bei der
Vergabe an das Scheichtum mit langer Fußballkultur mit viel Geld nachgeholfen
wurde, ist ja ein offenes Geheimnis. Gestern hat die Sunday Times
in einem Artikel (eine Paywallauf deren Webseite verhindert
leider, dass an dieser Stelle die Originalquelle steht) die Methode
beschrieben. Laut geleakter Emails soll Mohamed Bin Hammam (Sportfunktionär aus Katar, bis 2012 im FIFA-Exekutiv-Komitees
und bis 2011 Präsident des Asiatischen Fußballverbandes) Beträge von bis zu 200.000 USD
an 30 verschiedene Präsidenten afrikanischer Fußball-Nationalverbände gezahlt haben,
mit dem Ziel, dass diese die vier afrikanischen Mitglieder des Exekutivkomitees
zur Wahl Katars bewegen. Angesichts des
relativ deutlichen Abstimmungsergebnisses
bei der Vergabe von 14:8 Stimmen für Katar
gegenüber dem Konkurrenten USA scheint der Plan aufgegangen zu sein.
Die Enthüllungen sind begleitet vom allgegenwärtigen Ruf nach einer
Neuvergabe des Turniers. Und nach der Vorstellung von Theo Zwanziger soll die
Angelegenheit von der Ethikkommission der FIFA geregelt werden. Also von Leute, die von den Leuten bezahlt werden, die
andere Leute dafür bezahlen nach ihren Vorstellungen abzustimmen. Überragende
Idee!
Was ich an der ganzen Sache nicht verstehe ist: die FIFA
ist seit Jahrzehnten ein durch und durchkorrupter Laden, in dem keine wichtige Entscheidung gefällt wird, ohne dass
nicht jemand einen persönlichen Vorteil daraus zieht. Und obwohl diese Vorgänge
um die WM-Vergabe an Katar nicht wirklich
überraschend sind, wird auf einmal Anstoß daran genommen. Aber während diese
völlig gewöhnlichen Korruptionsvorgänge ablaufen, sind in Katar
zehntausende "Gastarbeiter" aus Indien, Bangladesch und Nepal de facto versklavt: zu Dutzenden
zusammengepfercht leben sie in miserablen Unterkünften, für die sie den
Großteil ihres ohnehin schon geringen Lohns
wieder abgeben müssen und um sicherzustellen, dass sie nicht einfach gehen,
zieht man ihre Pässe ein. Die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen in der
Wüste gelten als katastrophal - mindestens 44 Arbeiter sind bereits ums Leben
gekommen.
Dafür muss man denen die WM entziehen. Nicht wegen ein bisschen Schmiergeld.
P.S.: Das sich jetzt auch FIFA-Offizielle wie der Vize des Exekutivkomitees Jim Boyce für eine Neuvergabe aussprechen ist ja schon interessant. Spekulieren die etwa auf einen zweiten Geldregen?
Huhu.
AntwortenLöschenHab mir mal willkürlich diesen Beitrag zum kommentieren ausgesucht. :)
Was an Katar das Problem ist, ist doch wohl offensichtlich: Hallo? Arabische Halbinsel? Terroristen!?! Liegt doch wohl auf der Hand. Und dann auch noch gegen das Land of the Brave.. ^^
Ne, ist nur Spaß. Der wahre Grund ist natürlich, das der zwanziger bis vor ein paar Wochen dachte Katar läge neben Französisch Guyana und da wollte er die Gelegenheit nutzen um über die ESA den Blatter zu entsorgen. Und jetzt soll er in die Wüste wos auch noch im Sommer heiß ist? Das muss sich doch mit Gels regeln lassen... ;)
Verdammt, die dicken Finger. Das soll natürlich "Geld" heißen am Ende. zwanziger kann ruhig klein bleiben. Gibt dem ganzen die angemessene Typographie. :P
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